Why to go CO₂ compensated?

Blauer Himmel über China, klares Wasser in Venedig – welche Auswirkungen hat die aktuelle Situation auf unser Klima? Warum ist es so wichtig, unsere CO₂-Emissionen zu senken? Und was bedeutet eigentlich „CO₂e-kompensiert“? Fragen über Fragen, die wir im Rahmen unseres Interviews an unsere Freunde und ExpertInnen von ClimatePartner gestellt haben. 

Es scheint, als würde die Umwelt in der aktuellen Situation aufatmen - insbesondere auch im Hinblick auf das Thema CO₂-Emissionen. Welche positiven Auswirkungen lassen sich schon jetzt verzeichnen? 

Tatsächlich sind die positiven Auswirkungen nach dieser Vollbremsung des weltweiten Wirtschafts- und Soziallebens sehr deutlich zu sehen. Es ging ja bereits Anfang März durch die Medien, dass in China inzwischen über vielen Städten seit langer Zeit wieder der blaue Himmel zu sehen ist. Im Februar sanken die CO₂-Emissionen dort um 25% gegenüber dem Vorjahr – was einer Menge von ca. 200 Millionen Tonnen CO₂ entspricht und ungefähr ein Viertel dessen ist, was Deutschland im gesamten Jahr 2019 verursacht hatte. Auch in einigen Städten und Regionen in Europa hat die Luftqualität wieder deutlich zugenommen, sogar das Wasser in Venedig ist an einigen Stellen wieder klar. Und auch bei uns in Deutschland lassen sich solche positiven Veränderungen wahrnehmen, denn überall gibt es momentan weniger PKW-Verkehr auf den Straßen, weniger Flugzeuge in der Luft und insgesamt weniger Aktivitäten, bei denen CO₂-Emissionen verursacht werden.  

Wie müssten wir Eurer Meinung nach als Gesellschaft reagieren, um die auf die Umwelt positiven Auswirkungen langfristig zu unterstützen? 

Die große Chance für uns liegt darin, dass wir einerseits erkennen, was bei unserem früheren Lebensstil tatsächlich notwendig war und was nicht. Eine momentan sich erholende Natur könnte zudem noch deutlicher als zuvor als wertvolles Gut und eine unverhoffte Errungenschaft verstanden werden, die wir ja eigentlich nicht wieder verlieren, sondern möglichst lange aufrechterhalten und bewahren wollen. Wenn Unternehmen sich jetzt damit befassen, wie sie sich neu oder besser aufstellen, um die wirtschaftlichen Herausforderungen der Krise zu bewältigen, wäre jetzt die Gelegenheit, gleich auch an den Klimaschutz zu denken. 

Hat sich das Bewusstsein für Umweltschutz jetzt verändert? Und wird das Eurer Meinung nach Bestand haben? 

Was wir bereits jetzt sehen können, ist ein enorm gesteigertes Interesse seitens der Unternehmen etwas über Klimaschutz und CO₂-Kompensation zu erfahren. Unsere ClimatePartner Academy – ein inzwischen als Webinar stattfindender Workshop für Unternehmen zum Thema Klimaschutz – hatte noch nie so viele Teilnehmer wie jetzt. Bei den Terminen sind im Durchschnitt doppelt so viele Interessierte wie in den Vorjahren dabei. Und wir bieten sogar einige weitere Zusatztermine bis in den Juni hinein an, um die Nachfrage beantworten zu können. Sie alle – das sind sowohl kleine Unternehmen Startups, als auch Mittelständler und Konzerne – wollen verstehen und lernen, wie sie bei sich Klimaschutz umsetzen können und dies letztlich auch als Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb nach Außen einsetzen können. Diese Motivation hatten wir bereits vor der Krise bei vielen Unternehmen gesehen, sie wird sich jetzt wahrscheinlich deutlich verstärken. 

Was ist die Mission von „ClimatePartner“? Welches konkrete Ziel verfolgt Ihr und welcher Purpose steckt hinter Eurer Unternehmung? 

ClimatePartner bietet Unternehmen Lösungen im Klimaschutz. Unser konkretes Ziel sind gelabelte CO₂e-kompensierte Produkte in allen Branchen, damit Verbraucher überall die Chance haben, sich für eine CO₂e-kompensierte Alternative zu entscheiden. 

CO₂e-kompensierte Produkte, das bedeutet, wir haben mit dem Hersteller gemeinsam die CO₂-Emissionen erfasst, die im Unternehmen und durch das Produkt entstanden sind. Dieser CO₂-Fußabdruck ist die Basis für die folgenden Schritte, um Emissionen zu vermeiden und immer weiter zu reduzieren. 

Alle unvermeidbaren Emissionen gleicht das Unternehmen durch anerkannte Klimaschutzprojekte aus. Klimaschutzprojekt sparen nachweislich CO₂-Emissionen ein und tragen so entscheidend zum Klimaschutz bei. Darüber hinaus haben alle unsere Klimaschutzprojekte auch eine Wirkung auf die Entwicklung vor Ort, in der Regel also in den ärmsten Regionen der Welt. Diese positiven Effekte lassen sich anhand der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) darstellen, zum Beispiel „Keine Armut“ oder „Hochwertige Bildung“. Wir weisen bei allen unseren Projekten aus, zu welchen SDGs sie beitragen. 

CO₂e-kompensierte Produkte sind also letztlich ein Mittel, um Unternehmen und Verbraucher an der Unterstützung von Klimaschutzprojekten und der Entwicklung der benachteiligten Regionen im globalen Süden zu beteiligen. Unser Leitsatz lautet deshalb: „Improving lives“. 

Warum ist CO₂ so ein aktuelles Thema? Und warum ist es so relevant, etwas gegen unsere CO₂-Emissionen zu unternehmen? 

Es ist inzwischen sehr klar, wie konkret der Klimawandel ist. Er wird enorme Auswirkungen auf die Umwelt, den Alltag, die Gesundheit und die Wirtschaft haben. CO₂ entsteht bei fast allem, was wir tun – im Privatleben oder durch wirtschaftliche Aktivität. Aber es gibt enorme Unterschiede, wie verschwenderisch oder bewusst wir mit den Ressourcen umgehen. Je mehr CO₂-Emissionen wir vermeiden, desto geringer fällt die Erderwärmung aus. Und vor allem: auch aus wirtschaftlicher Sicht ist es wesentlich kostengünstiger, heute CO₂ zu reduzieren, als später mit den Auswirkungen klar zu kommen. Deshalb ist es auch so relevant, heute in Klimaschutzprojekte zu investieren. Klimaschutzprojekte sorgen schließlich auch dafür, dass die Entwicklung in benachteiligten Regionen mehr auf erneuerbaren statt fossilen Energien beruht. Das wiederum ermöglicht größere CO₂-Einsparungen in der Zukunft. 

Was bedeutet es, wenn Produkte als „CO₂e-kompensiert“ bezeichnet werden? 

CO₂e-kompensiert sind Unternehmen, Dienstleistungen und Produkte, deren CO₂-Emissionen berechnet und durch Unterstützung international anerkannter Klimaschutzprojekte ausgeglichen wurden. Der Ausgleich von CO₂-Emissionen ist neben Vermeidung und Reduktion ein wichtiger Schritt im ganzheitlichen Klimaschutz. Treibhausgase wie CO₂ verteilen sich gleichmäßig in der Atmosphäre, die Treibhausgaskonzentration ist somit überall auf der Erde in etwa gleich. Deshalb ist es für die globale Treibhausgaskonzentration und den Treibhauseffekt unerheblich, an welchem Ort auf der Erde Emissionen verursacht oder vermieden werden. Emissionen, die lokal nicht vermieden werden können, können deshalb durch Klimaschutzprojekte an einem anderen Ort ausgeglichen werden. 

Welche Kompensationsprojekte bietet Ihr an und nach welchen Kriterien werden diese ausgewählt?  

Wir bieten zurzeit 90 Klimaschutzprojekte für den Ausgleich von CO₂-Emissionen an, und haben über unser Netzwerk an Projektentwicklern weltweit Zugriff auf viele weitere Projekte. In unserem Portfolio haben wir alle üblichen Technologien von erneuerbaren Energien, Waldschutz bis zu effizienten Kochöfen und Trinkwasser in allen Regionen der Welt. 

Wir wählen nur hochwertige Projekte aus. Das bedeutet: alle unsere Projekte sind nach den höchsten international anerkannten Standards zertifiziert, wie dem Gold Standard oder dem VCS. Gleichzeitig legen wir Wert auf die zusätzlichen Effekte, als den Beitrag, den unsere Projekte zu den SDGs leisten. 

Ein Beispiel: das Projekt, das auch ihr von Stop The Water While Using Me unterstützt, spart CO₂-Emissionen ein, indem es 90.000 Hektar brasilianischen Amazonas-Regenwald in Pará schützt. Dort herrscht ein besonderes und ganz eigenes Ökosystem, die „Várzea“ an der Amazonasmündung. Der Amazonas begünstigt als Transportader Ackerbau und Viehzucht – was wiederum immer mehr entwaldete Flächen mit sich bringt. 

Das Projekt Ecomapuá schützt den Wald und verbietet kommerzielle Abholzung. Für die 94 ansässigen Familien schafft es alternative Einkommensquellen, zum Beispiel durch den Handel mit der Açaí-Frucht. Diese ist nicht nur in Brasilien beliebt, sondern auch in Industrieländern als Superfood immer gefragter. 

So trägt das Projekt nicht nur zu den SDGs 13, Maßnahmen zum Klimaschutz, und 15, Leben an Land bei – durch den Erhalt der Biodiversität und Schutz von Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Sondern es fördert weitere Ziele: 

  • Kein Hunger: Gemüsegärten, Fischzuchtbecken und Geflügelfarmen wurden angelegt. 
  • Hochwertige Bildung: Bau einer Schule 
  • Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum: Das Projekt schafft 300 Arbeitsplätze in einer der ärmsten Regionen Brasiliens. In Baumschulen sowie für die Produktion und den Verkauf von Açaí entstehen alternative Einkommensquellen. 
  • Weniger Ungleichheiten: Die Baumschulen und die Açaí-Produktion sind in Besitz der lokalen Gemeinden. 
  • Partnerschaften zur Erreichung der Ziele: Unsere Klimaschutzprojekte sind eine Brücke für Unternehmen der Industrieländer zur Bevölkerung in den ärmsten Ländern der Welt   

Weil das Projekt so die Entwicklung in einer der ärmsten Regionen im Nordosten Brasiliens fördert, ist es neben dem Verified Carbon Standard auch mit dem Social Carbon Standard zertifiziert. So wie dieses sind viele unserer Projekte im Kern eigentlich Entwicklungsprojekte, die über den Klimaschutz finanziert werden. 

Unser Fokus ist das Thema Wasser. Welchen Einfluss hat die Reduktion des CO₂-Ausstoßes auf unsere Gewässer? 

Durch die Klimaerwärmung sind viele Gewässer wärmer als zuvor. Dies wirkt sich auf die Ökosysteme aus. Wärmeres Wasser enthält weniger Sauerstoff, das hat Folgen für die darin lebenden Organismen. Diese Zusammenhänge sind weitgehend bekannt. Zusätzlich sind die Ozeane übrigens auch wichtige CO₂-Speicher, gesunde Ozeane somit ganz entscheidend im Kampf gegen den Klimawandel. 

Im Rahmen unserer Kollaboration arbeiten wir unter anderem mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. und mit unserem Projektpartner Ecomapuá im Nordosten Brasiliens zusammen. Was zeichnet die beiden Projekte aus? 

Ihr unterstützt damit unsere Waldschutz-Kombination. Das bedeutet, ihr fördert zum einen die Aufforstung gesunder Mischwälder an verschiedenen Orten in Deutschland in Zusammenarbeit mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Der Klimawandel zeigt hier bereits Auswirkungen: Waldbrände vernichten große Flächen vor allem im Osten. Dürre und Hitze schwächen verbreitete Baumarten wie Fichten, die mit ihren flachen Wurzeln keine tieferen, wasserhaltigen Erdschichten erreichen. Sie sind auch anfälliger bei Stürmen. Schädlinge verbreiten sich in geschwächten Wäldern sehr schnell und richten besonders viel Schaden an. 

Hier setzen wir an und tragen zum Umbau zu Mischwäldern mit zum Beispiel Eichen und Kiefern bei. Sie vertragen Hitze und Trockenheit besser und das Waldbrandrisiko ist geringer. 

Dieses Projekt in Deutschland kann aber keine zertifizierten CO₂-Einsparungen nach internationalen Standards generieren. Deshalb unterstützt ihr für die CO₂-Kompensation auch ein Klimaschutzprojekt für Regenwaldschutz im brasilianischen Amazonasgebiet – das wir oben erwähnt haben. 

Kompensation wird auch als „Ablasshandel“ kritisiert. Wie steht Ihr dazu? 

Kritiker des CO₂-Ausgleichs argumentieren häufig, Kompensation würde lediglich das schlechte Gewissen von Klimasündern beruhigen, manche vergleichen das Prinzip sogar mit dem mittelalterlichen Ablasshandel. Doch tatsächlich stehen hinter dem CO₂-Ausgleich international anerkannte Klimaschutzprojekte, die im Hier und Jetzt eine konkrete und nachgewiesene Wirkung haben – im Gegensatz zum kirchlichen Ablass. In der Projektdokumentation lässt sich exakt nachvollziehen, wie viele CO₂-Emissionen ein Projekt eingespart hat. Die finanzielle Unterstützung dafür erfolgt erst im Nachhinein. Man muss also nicht an ein Seelenheil im Jenseits glauben, man kann diese Wirkung ganz konkret berechnen. 

Wie erreicht man als Marke oder Unternehmen die CO₂-Positivität? Kennt Ihr Beispiele, bei denen das schon jetzt der Fall ist? 

Jede Marke und jedes Unternehmen stößt ja trotzdem CO₂ aus. Indem das Unternehmen an anderer Stelle dafür sorgt, dass CO₂-Emissionen vermieden werden, kann es maximal CO₂e-kompensiert werden, CO₂-positiv kann keine weitere Steigerung davon sein. Etwas CO₂-positiv oder klimapositiv zu nennen, halten wir für irreführend, denn es suggeriert: durch diesen Konsum kann man etwas Positives für das Klima tun, und je mehr klimapositive Produkte gekauft werden, desto besser sei das für das Klima. Das ist natürlich nicht der Fall. Klimaschutz ist nur effektiv, wenn Vermeidung, Reduktion und CO₂-Ausgleich zugleich vorangetrieben werden.  

Welche Tipps habt Ihr für jeden Einzelnen, um klimafreundlich zu leben? 

Bewusste Entscheidungen treffen: jeder Konsum verursacht CO₂. Muss ich also wirklich diese Autofahrt machen, brauche ich das Produkt, wie warm muss mein Wohnzimmer sein? 

Und dann die Verantwortung übernehmen. Ich kann ja nicht aufhören zu heizen oder gar zu arbeiten. Aber ich kann Klimaschutzprojekte unterstützen und CO₂e-kompensiert Produkte kaufen. 

Welche Frage hätten wir Euch stellen sollen? 

Worauf kommt es beim CO₂-Ausgleich an, außer auf das Klimaschutzprojekt, das man unterstützt? 

Und gleich unsere Antwort: neben der Qualität und dem Sinn des Projekts ist es Transparenz entscheidend. Kann der Verbraucher nachvollziehen, wie viel CO₂ über welches Projekt ausgeglichen wurde? Wie glaubwürdig ist das? 

Unser Label und ID-Tracking mitsamt unserer gesamten IT-Lösung für die Berechnung und Kompensation werden jedes Jahr vom TÜV Austria überprüft. Unser Label steht wie kein anderes für Transparenz und Nachvollziehbarkeit im Klimaschutz. Es wird übrigens auch von Siegelklarheit.de (BMZ) und labelinfo.ch empfohlen.  

Welche Headline würdet Ihr gerne in Zukunft lesen? 

CO₂e-kompensierte Produkte in jedem Warenkorb“ 

 

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